Close to the body
Projektgruppe
- Sonja Iltanen, University of Art and Industrial Design, Helsinki, sonja.iltanen@taik.fi
- Marjo Rauhala, Technische Universität Wien, marjo.rauhala@fortec.tuwien.ac.at
- Kristiina Saarikalle, STAKES (National Research and Development Center for Welfare and Health),
kristiina.saarikalle@stakes.fi
- Päivi Topo (Projektleitung), Academy of Finland & STAKES, paivi.topo@stakes.fi
Hintergrund & Ziele
Ethische Fragen in Bezug auf Design treten gerade dann verstärkt
zu Tage, wenn die Anwenderinnen und Anwender irgendwie "verletzlich" sind.
In solchen Situationen ist es wichtig, die Frage nach der Art und Weise
zu stellen, in der die Anwenderinnen und Anwender in den Design-Prozeß
eingebunden sind und wer ihre Bedürfnisse und Wünsche aufzeigt und vertritt.
Die Hauptfrage der Studie ist: Wie sind ethische Belange im Design
der funktionalen und ästhetischen Eigenschaften eines Produktes zur Verwendung
in Pflegeeinrichtungen oder zur Kompensation einer funktionalen Einschränkung
eingebunden?
Patientenkleidung: Psychosoziale Bedürfnisse ignoriert
- Beim Design von Patientenkleidung steht der Tragekomfort im
Vordergrund, es werden aber nur die Vorstellungen von Pflegepersonal
und Wäschereibetrieben einbezogen. Die Sicht der Patientinnen und Patienten
wird durch das Pflegepersonal vertreten.
- Während die physikalischen Anforderungen und die Strapazierfähigkeit bei
auf dem Markt erhältlicher Patientenbekleidung ausreichend berücksichtig sind,
wird den psychosozialen Anforderungen nur geringe Aufmerksamkeit geschenkt.
Dazu zählen die kulturelle Akzeptanz der Kleidung (beispielsweise das Kleiden
entsprechend dem Geschlecht oder Alter), die ästhetische Akzeptanz sowie
die Berücksichtigung der halböffentlichen Umgebung in Pflegeeinrichtungen.
- Ein Großteil der auf dem Markt erhältlichen Patientenkleidung zeigt Merkmale,
die Bewegungsfreiheit und Aktionsmöglichkeiten der Patientin oder des Patienten
einschränken.
- Nur sehr wenige Produkte unterstützen oder ermöglichen
Aktivitäten. Die Forderung nach ökonomischer Effizienz und die
Anforderungen der industriellen Wäschereibetriebe, Personalmangel und
fehlende Zeit beim Pflegepersonal sowie die Beschränkungen in der
industriellen Bekleidungsfertigung sind die größten Herausforderungen
für eine Verbesserung von Patientenkleidung. Die Studie basiert auf
Erhebungen bei Herstellern von Patientenbekleidung in Finnland, auf
Interviews und Produktbewertungen mit und durch Designerinnen und Designern
sowie Patientinnen und Patienten und auf der Analyse einschlägiger Produktkataloge.
Assistive Technologien: Anwenderbeteiligung nutzbringend & herausfordernd
- Die Fallstudie im Hilfsmittelbereich zeigte, daß eine Einbeziehung der
Anwenderinnen und Anwender in den Entwicklungsprozeß die Entwicklungszeit
verkürzen und die Akzeptanz des Endprodukts erheblich steigern kann.
- Anwenderbeteiligung kann dazu beitragen, die Sicht der Entwicklerinnen und
Entwickler auf die Bedürfnisse und Wünsche der Anwenderinnen und Anwender zu
korrigieren.
- Entwicklerinnen und Entwickler stoßen allerdings auch auf Schwierigkeiten,
wenn es darum geht, die für einen Problemlösungsprozeß erforderlichen
Informationen von den Anwenderinnen und Anwendern zu erhalten.
Die Studie untersuchte den Entwicklungsprozeß eines kommerziellen
Hilfsmittels für Personen mit schwerer funktionaler Behinderung von der ersten Idee bis
zum fertigen Produkt. Die Studie bietet einen Überblick über
ethische Fragen, die bei der Einbeziehung von Anwenderinnen und Anwendern
in den Entwicklungsprozeß eines technischen Hilfsmittels auftreten können
und gibt Anregungen, wie mit diesen Fragen umgegangen werden kann.
Respektvoller Umgang mit Anwenderinnen oder Anwendern mit Behinderung im Rahmen
einer Datenerhebung bedeutet beispielsweise, die Art und Weise der Informationssammlung
an die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Teilnehmerin oder des Teilnehmers anzupassen.
Auf diese Weise erhalten die Anwenderinnen und Anwender einen positiven Gesamteindruck,
das Gefühl von Versagen entsteht erst gar nicht. Dies ist eine Grundvoraussetzung, um
sinnvolle und nutzbare Daten zu sammeln.
Publikationen
- Rauhala, M. 2007. Ethics and Assistive Technology Design for Vulnerable Users: A Case
Study. Research Report 165. Helsinki: STAKES, National Research and Development
Centre for Welfare and Health.
- Iltanen, S. & Topo, P. Ethical implications of design practices. The case of
industrially manufactured patient clothing in Finland. Proceedings of Design Inquiries
- The 2nd Nordic Design Research Conference. Konstfack
27–30.5.2007, Stockholm, www.nordes.org/upload/papers/111.pdf.
- Iltanen, S. & Topo, P. 2007. Potilasvaatteet, pitkäaikaishoidossa olevan ihmisen toimijuus
ja etiikka – vaatesuunnittelijoiden näkemyksiä (Patient clothing, agency of persons in
long-term care and ethics – Designers’ views). Gerontologia 21 (3), 231–245.
- Iltanen, S. & Topo, P. Designing Clothes for Patients: A Design Survey and Visual
Analyses of Product Catalogues, (eingereicht).
Flyer
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